stolz?

Stolz?


Wir Frauen dürfen stolz sein auf unser Frausein, in allen Aspekten, die das für die einzelne Frau umfasst.


Doch traditionell besteht wenig Interesse daran, dass Frauen stolz sind – über Jahrhunderte wurden Frauen benötigt, um unbezahlte Liebes- und Sorgedienste für andere auszuüben, da hätte Stolz nur gestört … Mit Sätzen wie "Eigenlob stinkt" wurden Frauen klein gehalten. Die Schönheits- und Bekleidungsindustrie tut ihr Übriges dafür, uns weiszumachen, wir seien fehlerhaft, so dass ein hartes Stück Arbeit vor uns liegt, wenn wir uns in Richtung Stolz bewegen wollen.


Immer wieder höre ich von Frauen, dass sie zum Nettsein erzogen wurden. Man sagte ihnen, sie müssten die Bedürfnisse Anderer ihren eigenen unterordnen – und dabei bitteschön noch freundlich lächeln! Ihre Gefühle von Angst, Hilflosigkeit und vor allem Ärger bekamen oft keinen Raum.


Vielen von uns würde deshalb zielgerichtet eingesetzter Ärger helfen, mehr zu uns selbst zu stehen ... Doch woher nehmen, wenn wir das nie gelernt haben?


Unsere Gesellschaft konfrontiert Frauen und Mädchen an allen Ecken und in allen Medien mit Bildern davon, wie sie sein sollen: Schlank, perfekt, schön und jederzeit gut gelaunt. Das Perfide daran ist, dass selbst die Models in Wirklichkeit nicht wie Models aussehen! Ihnen verhelfen erst hochbezahlte Visagisten und eine umfangreiche Bildbearbeitung zu dieser unnatürlichen "Schönheit", die im wahren Leben unerreichbar ist.

Ist ja auch wirklich praktisch, wenn wir alle gerade nicht stolz, sondern unzufrieden mit uns sind! Dann konsumieren wir viel eher von der Faltencreme bis zum neuen Smartphone alles, was die Konsumwelt zu bieten hat (auch, wenn wir es meist nicht brauchen oder es gar nicht hält, was es verspricht).


Schönheit ist für viele Frauen ein sehr bedeutsamer oder sogar der wichtigste Aspekt ihres Frauseins – dabei haben wir doch alle so viel mehr zu bieten! Unser Stolz kann noch ganz andere Bereiche umfassen:

Ein Arbeitsfeld oder sonstiges Herzensprojekt, das uns ausfüllt, ein Familienleben, in dem wir Halt und Wärme geben und empfangen ... Wir können stolz sein auf besondere Begabungen, die wir haben, auf Wissen, Fähigkeiten und zwischenmenschliche Tugenden, politisches Engagement, und vieles mehr.


Auf unzähligen Gebieten gibt es die Möglichkeit, als Frau Freude und Stolz zu empfinden und dies unseren Töchtern vorzuleben. Das setzt jedoch voraus, dass wir in unserem Leben immer wieder, zur Not auch gegen Widerstände, selbstverantwortlich das wählen, was uns Stolz bringt! Mit Hartnäckigkeit und etwas dickem Fell können wir es schaffen, an den Punkt zu kommen, wo wir sagen können:

Das ist das Leben, das ich wollte! Und ich bin stolz auf mich!


Ich glaube, dies ist das lohnendste Ziel, dem wir folgen können – zunächst einmal für uns selbst, und dadurch auch als bestes Vorbild für unsere Töchter.


Dabei möchte ich nicht falsch verstanden werden – natürlich bin ich der Meinung, dass nicht nur Frauen, sondern im selben Maß Männer stolz und selbstbewusst sein dürfen und sollen. Wie jedoch meine Recherchen zu allerlei Themen wie Gleichberechtigung, Selbstwert und Scham ergeben haben, ist Stolz bei Männern um einiges weiter verbreitet als bei Frauen.


Und daher bin ich doch ganz entschieden der Meinung: Frauen – und besonders meine und deine Töchter – dürfen beim Thema Stolz gerne aufholen!



Foto: Lucian Petronel Potlog/Pexels   

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